Leopold hat Zahnschmerzen

Leopold war eines unserer Pferde. Er lebt leider nicht mehr. Er hat aber das stolze Alter von 29 Jahren erreicht.

Er litt an einer sehr schmerzhaften Zahnkrankheit, die leider gar nicht so selten ist. Sie wird häufig lange nicht erkannt. Deshalb erzähle ich Leo's Geschichte auch Jahre nach seinem Tod noch einmal.

Darf ich vorstellen, ich bin Leopold, genannt Leo.

Ich bin ein richtiger „Chasperli“ und immer zu Spässen aufgelegt. Im Alter von 25 Jahren bin ich top fit und gerade damit beschäftigt meinen jungen spanischen Freund auf den Ernst des Lebens vorzubereiten.

 

Zum Glück ist mein „Betreuer“ Tierarzt.

Ich habe nämlich kaum noch Zähne, und das kam so:

Als ich 17 Jahre alt war hatte ich Veränderungen am Zahnfleisch und Zahnschmerzen.

Da ich nicht sprechen kann, hatte ich Mühe, das meinen Menschen mitzuteilen. Mein Hoftierarzt hat gemerkt, dass etwas nicht stimmt, da ich beim Reiten stark geschäumt habe. Er hat Gewebeproben genommen. Das Resultat war für mich ziemlich verblüffend: Zahnfleischveränderungen wie bei einer Katze. Dass ich nicht lache! Auch die zu Rate gezogenen Kollegen meines Tierarztes haben gelacht und keine Erklärung für die Befunde gehabt (damals war die Erkrankung noch nicht so richtig bekannt).

Allerdings habe ich dann Kortison erhalten und die Schmerzen gingen weg.

Nach einigen Jahren sind die Schmerzen wieder gekommen. Ich konnte nicht einmal mehr Rüebli abbeissen und die Leckerli taten auch weh! Das Leben hat keinen Spass mehr gemacht und ich bin richtig depressiv geworden. Das blieb meinen Menschen nicht verborgen.

Wir haben eine Reise gemacht ans Tierspital Zürich.

Das Röntgenbild hat dann die Diagnose gebracht: EOTRH, Equine Odontoclastic Tooth Resorption and Hypercementosis. Furchtbarer Name für eine furchtbar schmerzhafte Krankheit! Die Menschen sagen, Dr. Wikipedia würde diese Krankheit ganz gut erklären, ich selber kenne diesen Doktor nicht.

Mein Tierarzt hat dann beschlossen, das alle Schneidezähne raus müssen!

Gesagt getan, die Vorweihnachtszeit habe ich am Tierspital verbracht.

Anschliessend hat mein Maul zuerst sehr furchteinflössend ausgesehen. Es ist aber schon erstaunlich, wie schnell diese grossen Wunden abgeheilt sind!

Tag 0: Frisch operiert.

Tag 5

Tag 11

Tag 17

Tag 23

Tag 32

Tag 79

Tag 101

Tag 385

Ich kann Euch sagen, seither geht es mir wieder super. Klar die Heilungsphase war unangenehm und ich musste mich daran gewöhnen das Gras mit dem Gaumen abzureissen.

Auch, dass meine Zunge jetzt häufig raushängt war etwas gewöhnungsbedürftig. Und die Sprüche der Fussgänger, die wir beim Reiten treffen, na ja... 5 Jahren nach der Operation kenne ich sie alle.

Hier noch eine Empfehlung an meine Pferdekollegen mit dem gleichen Problem: bringt eure Menschen soweit, dass sie rasch alle Schneidezähne rausoperieren lassen. Diese schmerzhaften Dinger helfen uns nicht mehr beim Fressen sondern quälen uns nur unnötig.

032 666 20 20 wäre sonst die Telefonnummer meines „Leibtierarztes“!

Leo's Zähne nach der Extraktion: sie zeigen die typischen, aufgetriebenen Zahnwurzeln mit vielen Löchern darin.