Die Geschichte der schönen Melusina

Woher kommt der Praxisname "Melusina"?

Hier die Erklärung: Thüring v. Ringoltingen war im 15. Jh. Schultheiss von Bern. In dieser Funktion war er auch Schlossherr im Schloss Landshut in Utzenstorf. Im Jahre 1456 schrieb er auf Schloss Landshut "Die Geschichte der schönen Melusine". Als Vorlage diente ihm eine französische Sage. Diese Geschichte wurde eines der ersten deutschen Volksbücher in Prosa und wurde zur Vorlage vieler Meerjungfauengeschichten.

Hier erfahren Sie die ganze Geschichte:

Der Ritter Graf Reymund verirrt sich mit seinem Begleiter auf der Jagd in einem grossen Wald. Zu allem Unglück werden die beiden von einem Wildschwein angegriffen. Der Begleiter stirbt im Kampf mit dem Wildschwein durch die abgeprallte Lanze Reymunds.

Graf Reymund sucht alleine den Rückweg und kommt bei einem Brunnen, dem sogenannten Durstbrunnen vorbei. Dort trifft er auf drei schöne, adlige Jungfrauen. Die allerschönste von ihnen, Melusina, tröstet ihn in seinem Leid.

Sie erteilt ihm Ratschläge, wie sein Leben nach diesem tragischen Jagdunfall weiter gehen soll, damit er in Zukunft in Wohlstand und Reichtum leben kann. Er soll sie, Melusina, zur Frau nehmen. Er muss ihr einzig versprechen, dass er sie nie danach fragt, was sie am Samstag macht. Denn jeden Samstag wird sie alleine weggehen. Wohin sie verschwindet muss ihr Geheimnis bleiben und er darf ihr nicht nachspionieren oder sie durch Dritte beobachten lassen. Solange er dieses Versprechen hält, wird es ihm an nichts fehlen und er wird erfolgreich, einflussreich und wohlhabend sein. Reymund schwört Ihr diesen heiligen Eid und das Paar lebt viele Jahre glücklich zusammen.

Sie haben zusammen zehn Söhne, die aber alle eine äusserliche Missbildung haben. Trotzdem werden die meisten erfolgreiche Ritter, die viele Schlachten in anderen Ländern gewinnen. Einige werden sogar Feldherren und Könige in fernen Ländern.

Nach vielen glücklichen Jahren wird Reymund immer häufiger über den Verbleib seiner Frau Melusina am Samstag ausgefragt. Zuletzt macht ihn sein Bruder so misstrauisch, dass er das Versprechen bricht und Melusina an dem verbotenen Tag heimlich durch eine Ritze in der Kammertüre beobachtet. Dabei sieht er, wie sich die untere Hälfte Melusinas in einen Fischschwanz verwandelt, den sie im Verborgenen badet.

Obwohl Melusina bemerkt hat, dass Reymund sie beobachtet hat, geht das Leben vorerst weiter, wie wenn nichts geschehen wäre. Reymund plagt sein schlechtes Gewissen. In einem Anfall von Zorn demütigt er seine Frau und gibt ihr Geheimnis vor anderen Leuten preis.

Jetzt ist die Katastrophe da. Melusina wäre durch die Liebe und Treue eines edlen Mannes von ihrem Leben als Zwitterwesen erlöst worden und hätte als Mensch sterben können. Jetzt aber muss sie bis zum jüngsten Tag Meerjungfrau bleiben. Sie nimmt von Reymund Abschied und springt aus dem Fenster. Sie verwandelt sich wieder in die Meerjungfrau, umkreist im Flug dreimal das Schloss und entschwindet unter lautem Schreien im Himmel.

Melusina wird nie wieder gesehen. Nur die beiden Ammenmütter der jüngsten Söhne bemerken noch, dass sie einige Zeit nachts im Schloss erscheint um Ihre beiden Kinder zu stillen.

Wie vorhergesagt, verlässt das Glück Reymund und er beschliesst seine Tage im Kloster.

 

Quelle: Reclams Universal Bibliothek Nr. 1484, Melusine, Thüring von Ringoltingen, ISBN 3-15-001484-0